
Höhr-Grenzhausen - Eine spannende Geschichte
Die Geschichte von Höhr-Grenzhausen reicht weit in die Vergangenheit zurück. Schon in der Jungsteinzeit war das Gebiet zwischen Westerwald und Rhein besiedelt, was archäologische Funde wie Steinwerkzeuge, Keramikscherben und Grabhügel belegen. Während der Römerzeit wurde die Region stärker erschlossen, wobei Straßen, Gutshöfe und kleinere Siedlungen entstanden. Der Limes, die römische Grenzbefestigung, verlief unweit des heutigen Stadtgebiets und brachte wirtschaftliche und kulturelle Impulse. Die Römer hinterließen ihre Spuren in Form von Baukunst, Handwerkswissen und der Organisation des ländlichen Raums. Auch nach dem Rückzug der Römer blieb die Besiedlung erhalten, wenngleich die schriftliche Überlieferung für die folgenden Jahrhunderte spärlich bleibt.
Mit der fränkischen Landnahme entwickelte sich eine neue politische Ordnung. Siedlungen wie Höhr, Grenzhausen und Grenzau tauchen in Urkunden des Mittelalters erstmals auf. Die Region war zu jener Zeit geprägt von einer agrarischen Struktur, kleinen Dorfgemeinschaften und klösterlichen Einflüssen. Die Zugehörigkeit zu geistlichen und weltlichen Herrschaften wechselte häufig. Einflüsse von Trier, Köln oder Koblenz spielten dabei ebenso eine Rolle wie die lokalen Adelsfamilien, die als Lehnsherren und Schutzvögte das politische und wirtschaftliche Geschehen bestimmten.
Mittelalterliche Entwicklung und die Bedeutung des Töpferhandwerks
Im Hochmittelalter begannen sich die heutigen Ortsteile von Höhr-Grenzhausen stärker zu differenzieren. Die natürliche Lage mit Tonvorkommen, Wald und Wasser bildete die Grundlage für die Entwicklung einer bis heute prägenden Handwerkstradition: der Keramik. Bereits im 14. Jahrhundert finden sich Hinweise auf Töpferhandwerk in der Region. Das Wissen um das Brennen von Ton, die Glasurtechniken und die Fertigung von Gebrauchsgegenständen wurde über Generationen weitergegeben und entwickelte sich zu einem wichtigen wirtschaftlichen Standbein der Bevölkerung.
Im Spätmittelalter war das Leben stark von kirchlichen Einrichtungen, Lehnsherrschaft und dem Feudalsystem geprägt. Klöster beeinflussten das geistige und wirtschaftliche Leben ebenso wie der lokale Adel, der über Rechte und Pflichten der Einwohner wachte. Der Dreißigjährige Krieg und andere militärische Konflikte des 17. Jahrhunderts trafen auch die Siedlungen rund um Höhr-Grenzhausen schwer. Plünderungen, Seuchen und Hungersnöte dezimierten die Bevölkerung. Dennoch gelang es der Region, sich immer wieder zu erholen, insbesondere durch den Wiederaufbau des Handwerks.
Blütezeit der Keramik im 18. und 19. Jahrhundert
Die eigentliche Blütezeit von Höhr-Grenzhausen begann im 18. Jahrhundert. Die Keramikproduktion entwickelte sich von einer regionalen Tradition zu einem überregional anerkannten Wirtschaftsfaktor. Salzglasierte Steinzeugwaren, Krüge, Vorratsgefäße und kunsthandwerklich gestaltete Objekte wurden nicht nur im Inland, sondern auch international gehandelt. Der Begriff „Westerwälder Steinzeug“ wurde zu einem Qualitätsmerkmal. Familienbetriebe wuchsen zu mittelständischen Unternehmen, die mit ihren Produkten Märkte in ganz Europa belieferten.
Im 19. Jahrhundert erlebte Höhr-Grenzhausen einen weiteren Aufschwung durch die beginnende Industrialisierung. Neue Brennöfen, Transportwege und die bessere Erschließung durch Bahnverbindungen trugen dazu bei, dass die keramische Industrie expandierte. Es entstanden Werkstätten, Manufakturen und später auch erste Ausbildungsstätten für das Keramikhandwerk. Der technische Fortschritt beeinflusste die Herstellungsverfahren, gleichzeitig blieben viele gestalterische Merkmale über Jahrhunderte hinweg erhalten. Die Kombination aus Tradition und Innovation prägte das Selbstverständnis der Region und stärkte ihre wirtschaftliche Eigenständigkeit.
Zudem entstand ein starkes Gemeinschaftsgefühl unter den Töpferfamilien. Zünfte, Zusammenschlüsse und später auch Genossenschaften sorgten für den Austausch von Wissen und die Sicherung von Qualitätsstandards. Die Keramik war nicht nur ein Wirtschaftsfaktor, sondern auch ein kulturelles Symbol, das Höhr-Grenzhausen weithin bekannt machte. Schulen, Museen und Veranstaltungen begannen sich stärker um dieses Erbe zu gruppieren und legten den Grundstein für das Selbstbild der Stadt als Zentrum keramischer Kunst.
20. Jahrhundert: Kriegszeiten, Strukturwandel und Neuanfang
Das 20. Jahrhundert brachte tiefgreifende Veränderungen. Der Erste Weltkrieg führte zu einem massiven wirtschaftlichen Einbruch, viele Männer wurden eingezogen, die Betriebe litten unter Rohstoffmangel. Nach dem Krieg erholte sich die Keramikindustrie langsam, doch die Weltwirtschaftskrise der 1920er Jahre und die politischen Umwälzungen unter dem Nationalsozialismus wirkten sich erneut negativ aus. Der Zweite Weltkrieg führte zu großen Zerstörungen, auch in Höhr-Grenzhausen, und ließ viele Betriebe brachliegen.
Die Nachkriegszeit bedeutete Neuanfang und Wandel. Der Wiederaufbau der Infrastruktur, die Gründung neuer Unternehmen und die Rückbesinnung auf traditionelle Stärken trugen dazu bei, dass Höhr-Grenzhausen erneut zur keramischen Hochburg wurde. Dabei wandelte sich die Industrie von einer Massenproduktion hin zu einer stärker spezialisierten, künstlerisch orientierten Fertigung. Die Gründung von Fachschulen und die Etablierung eines anerkannten Ausbildungs- und Studienstandorts für Keramik bildeten wichtige Meilensteine in dieser Entwicklung.
In den 1970er Jahren wurde die Gemeinde Höhr-Grenzhausen im Zuge einer Verwaltungsreform aus den ehemals eigenständigen Orten Höhr, Grenzhausen und Grenzau zusammengelegt. Dieser Zusammenschluss stärkte die städtische Infrastruktur und ermöglichte koordinierte Maßnahmen zur Wirtschaftsförderung, Stadtentwicklung und Kulturpflege. In dieser Zeit entwickelte sich auch ein verstärktes Engagement im Bereich Tourismus und Bildung, wodurch sich die Stadt breiter aufstellte und neue Zielgruppen ansprach.
Gegenwart und Zukunftsperspektiven
Heute ist Höhr-Grenzhausen ein lebendiger Ort mit einer reichen Geschichte, die sich in der Architektur, im kulturellen Leben und vor allem im keramischen Erbe widerspiegelt. Die Stadt beherbergt renommierte Bildungseinrichtungen wie das Institut für Künstlerische Keramik und Glas sowie das Keramikmuseum Westerwald, das als kulturelles Zentrum nicht nur Exponate zeigt, sondern auch Veranstaltungen, Workshops und internationale Künstlerresidenzen organisiert. Die Keramiktage und Märkte ziehen jährlich Tausende Besucher an und festigen den Ruf der Stadt als europäisches Zentrum für Keramik.
Die Wirtschaft ist heute vielseitiger als noch vor einigen Jahrzehnten. Neben der keramischen Industrie spielen Dienstleistungssektor, Bildungseinrichtungen und das Handwerk eine wichtige Rolle. Die Nähe zu urbanen Zentren macht Höhr-Grenzhausen zudem zu einem attraktiven Wohnort, was sich in einer stabilen Bevölkerungsentwicklung und wachsender Infrastruktur widerspiegelt. Zugleich bleibt die Stadt eng mit ihrer Geschichte verbunden und nutzt diese Identität als Grundlage für Innovation und Gemeinschaftsgeist.
Blickt man auf die Zukunft, so bieten Digitalisierung, Nachhaltigkeit und kulturelle Vernetzung große Chancen. Projekte zur Wiederverwertung keramischer Materialien, zur digitalen Produktion oder zur internationalen Zusammenarbeit im Kunst- und Ausbildungsbereich zeigen, dass Höhr-Grenzhausen bereit ist, neue Wege zu gehen, ohne seine Wurzeln zu vergessen. Die Geschichte der Stadt ist damit nicht nur ein Rückblick, sondern auch ein Fundament für ihre weitere Entwicklung.
5 spannende Geheimnisse
1. Höhr-Grenzhausen ist das Zentrum der europäischen Keramikkunst
Die Stadt liegt im sogenannten Kannenbäckerland, einer Region, die für ihre jahrhundertealte Tradition in der Keramikherstellung berühmt ist. Hier befindet sich die Fachschule für Keramik, die als eine der führenden Einrichtungen für Keramikdesign und -technologie in Europa gilt. Zudem lockt das Keramikmuseum Westerwald mit faszinierenden Exponaten aus Vergangenheit und Gegenwart zahlreiche Besucher an.
2. Einzigartige Burg mit dreieckigem Bergfried
In Höhr-Grenzhausen liegt die Burg Grenzau, eine der wenigen Burgen in Deutschland mit einem dreieckigen Bergfried. Die Burg stammt aus dem 13. Jahrhundert und ist ein beliebtes Ausflugsziel für Geschichts- und Architekturliebhaber. Trotz der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg sind Teile der Anlage gut erhalten.
3. Austragungsort des „Europäischen Keramikmarktes“
Jedes Jahr findet in Höhr-Grenzhausen der Europäische Keramikmarkt statt. Über 100 internationale Künstler und Handwerker präsentieren hier ihre Werke, was den Markt zu einer der bedeutendsten Veranstaltungen für Keramik in Europa macht. Besucher können Kunstwerke bestaunen, kaufen und sich in Workshops selbst an der Töpferscheibe versuchen.
4. Heimat eines der erfolgreichsten Tischtennis-Vereine Deutschlands
Höhr-Grenzhausen ist die Heimat des TTC Zugbrücke Grenzau, eines der erfolgreichsten Tischtennis-Teams in Deutschland. Der Verein spielt regelmäßig in der Tischtennis-Bundesliga und hat bereits mehrere Meistertitel gewonnen. Zudem gibt es im Ort das renommierte Tischtennis-Leistungszentrum Grenzau, das junge Talente ausbildet.
5. Die Stadt engagiert sich für Nachhaltigkeit
Höhr-Grenzhausen legt großen Wert auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit. In den letzten Jahren wurden verschiedene Umweltprojekte ins Leben gerufen, darunter energetische Sanierungsmaßnahmen und Förderprogramme für erneuerbare Energien. Die Stadt ist Teil des Klimaschutzprogramms des Westerwaldkreises und unterstützt Bürger bei nachhaltigen Maßnahmen für ihre Immobilien.